Zu wenig Liquidität?

Sven Faveris

Diplom Kaufmann und Interim Executive (EBS)

Eine Steigerung der Liquidität ist eigentlich immer gut, ob nun beispielsweise zur Finanzierung einer digitalen Transformation, Aufrechterhaltung der Warenverfügbarkeit, Senkung der Kapitalkosten oder zur Beseitigung einer drohenden Zahlungsunfähigkeit.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung hängt die erfolgreiche Umsetzung vieler Maßnahmen weitaus weniger von rechtlichen Rahmenbedingungen als vielmehr von der Art und Weise der Kommunikation gegenüber den „Betroffenen“ ab.

Im Folgenden beschreibe ich einige der Maßnahmen zur kurzfristigen Liquiditätssteigerung, die ich selbst bereits wirksam umgesetzt habe. „Klassische“ mittel- bis langfristige Maßnahmen im Personal- oder Sachkostenbereich werden nicht aufgeführt.

Damit deutlich wird, wo die Umsetzung stattfindet, sind die einzelnen Maßnahmen bestimmten Unternehmensbereichen zugeordnet:

Bereich Buchhaltung

  • Vergrößerung der Zahllaufintervalle
  • Lieferantenzahlungen umstellen von Skonto- auf Netto (Achtung: Skontoverlust)
  • Ggf. kontrollierte Überziehung der Netto-Zahlungsziele um einige Tage (Achtung: Warenkreditversicherer könnten Limits senken)

Hinweis: Eine Veränderung des Zahlungsverhaltens sollte auch immer mit dem Einkauf abgestimmt sein.

Bereich Einkauf

  • A-Konto Bonus einholen (Verrechnung mit Lieferantenverbindlichkeiten)
  • Vorkassen minimieren
  • Ausgabenstopp: Einführung eines zentralen Freigabeverfahrens für alle Kosten
  • Vorziehen der Lieferanten-Bonuszahlungen (unterjährig)
  • Umstellung soweit möglich auf Lieferanten-Konsignationslager
  • Rückgabe nicht mehr benötigter Waren an Lieferanten (Verträge überprüfen bzw. Kulanz verhandeln)
  • Abstimmung Lieferanten-Zahlungsziel mit Kunden-Zahlungsziel (Zwischenfinanzierung vermeiden)
  • Investitionsstopp

Bereich Vertrieb

  • Verzögerung der Kunden-Bonuszahlungen
  • Überprüfung der Kunden-Konsignationslager auf nicht fakturierte Ware und Fakturierung
  • Überprüfung aller Fakturasperren hinsichtlich der Begründung und Fakturierung
  • Eintreiben überfälliger Forderungen (in Abstimmung mit Buchhaltung)
  • Wenn möglich, Kunden-Vorkasse
  • Verbot von Ratenzahlungsvereinbarungen mit Kunden
  • Falls Factoring betrieben wird, machen Kunden-Skonti eigentlich keinen Sinn; grundsätzlich ist Factoring meiner Erfahrung nach nur gesunden Unternehmen zu empfehlen

Bereich Personal

  • Einstellungsstopp
  • Einfrieren der Löhne und Gehälter (keine Erhöhung mehr)
  • Verschiebung von Sonderzahlungen wie z.B. Prämien

Obwohl die oben beschriebenen Maßnahmen alle bei Handelsunternehmen zum Einsatz kamen, sind viele von Ihnen z.B. auch bei Produktionsunternehmen anwendbar.

Die erfolgreiche Umsetzung einer Maßnahme setzt selbstverständlich immer die genaue Analyse und Planung im Einzelfall voraus. So kann es zum Beispiel ratsam sein, sich vor einer Umstellung aller oder bestimmter Lieferanten von Skonto- auf Netto-Zahlung zunächst mit dem/den Warenkreditversicherer(n) abzustimmen.

Welche Erfahrungen machen Sie, welche Gedanken haben Sie zu diesem Thema?
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