Passt Interim Management zum Familienunternehmen?

Sven Faveris

Diplom Kaufmann und Interim Executive (EBS)

Es gibt durchaus mittelständische Familienunternehmen die bereits einen Interim Manager an Bord hatten. Oftmals war es dann aber der Interim CRO oder Interim Sanierungsgeschäftsführer, der als Auflage im Sanierungskredit-Vertrag genannt wurde. Also nicht wirklich freiwillig. Hätte denn jemand anderes im Unternehmen genug Krisenerfahrung gehabt, um die Aufgabe zu bewältigen? Meistens nicht.

Warum wird das Instrument Interim Management also nicht öfter strategisch benutzt um Sondersituationen zu bewältigen?

Ich kenne einige Familienunternehmen und ich weiß, dass es immer irgendwo „ein rotes Tuch“ ist, einen Fremden, den sog. „Externen“ in die Familiengemeinschaft zu holen. Bei nicht prüfungspflichtigen Unternehmen, bei denen nur der Steuerberater und kein Wirtschaftsprüfer aktiv ist, werden diese Bedenken aus Angst um das eigene Geschäft oftmals leider noch von diesem unterstützt.

Habe ich wirklich für jede Sondersituation den passenden Kopf im Unternehmen? Bei mittelständischen Familienunternehmen mit 100, 300, 500… Mitarbeitern ist eher nicht davon auszugehen. Irgendwie werden aber die Führungspositionen immer besetzt.

Ich habe mal erlebt, dass der größte Gesellschafter beschlossen hatte, aus welchen Gründen auch immer, den Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft abzusetzen. Die Entscheidung wurde „ganz spontan“ und „mal ebenso“ getroffen. Das ist ja auch grundsätzlich sein gutes Recht. Danach den besten Vertriebsmitarbeiter ohne Führungserfahrung zum neuen Geschäftsführer zu „küren“, ist sicherlich immer noch sein gutes Recht, aber auch grob fahrlässig. Wenn der Vertriebskollege dann auch noch den anderen Mitarbeitern erzählt, dies sei seine Belohnung für seine tolle Arbeit in der Vergangenheit, ist der Schaden schon absehbar. Ein Geschäftsführer, der sich nur mit seiner Vergangenheit „brüsten“ kann, musste natürlich scheitern. Aufgrund seiner mangelnden Führungskompetenzen haben dann sehr gute „Vertriebler“ das Unternehmen verlassen und in wenigen Monaten war die Gesellschaft in den roten Zahlen. Dies wäre vermeidbar gewesen.

Man hätte, erst einmal zur Überbrückung für 3-6 Monate einen Interim Manager einsetzen können, um sich dann in Ruhe auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten zu machen, bzw. um den ausgesuchten „Vertriebler“ fit zu machen für die neue Position. Eine Möglichkeit wäre auch das begleitende Coaching durch einen Interim Manager gewesen (wird gerne im Rahmen von Unternehmensnachfolgen eigesetzt).

Im eigenen Unternehmen nach den nachfolgenden Führungskräften zu suchen ist absolut in Ordnung. Aber der beste Vertriebler wird genauso wenig über Nacht zum guten Geschäftsführer, wie der beste Leiter Buchhaltung zum guten Finanzvorstand wird. Das sind ganz einfach zu unterschiedliche Aufgaben. Und die Frage sollte sein, ob man dem eigenen Team eine schlechte Führungskraft wirklich zumuten möchte.

Die Einsatzmöglichkeiten des Interim Manager sind vielfältig: Management von Veränderungssituationen (Change Management), Turnaround Management, Management von Spezialaufgaben (z.B. Aufbau einer französischen Tochtergesellschaft), Überbrückung von Vakanzen (z.B. CFO ist längerfristig erkrankt), Projekt Management (z.B. Umsetzung von Beraterkonzepten) oder Coaching/Beratung. Es geht letztendlich darum, für eine spezifische neue Herausforderung möglichst zeitnah die beste Führungskraft zu finden. Kein Interim Manager kann alles richtig gut (auch wenn der eine oder andere so tut).

Oftmals wird über die Kosten „philosophiert“. Der Interim Manager (IM) sei ja so teuer. Mit Tagessätzen über 1.000.€ mag dies auch zunächst so erscheinen. Bedenkt man allerdings, dass der Einsatz des IM sehr flexibel ist (z.B. kein Kündigungsschutz), dieser schnell einsatzbereit ist (Expertenwissen), Kosten für Sozialabgaben, Krankheit, Urlaub, Seminar, usw. nicht anfallen, sieht der Faktor Kosten schon besser aus. Hier dürfte die eine oder andere angestellte Führungskraft mindestens genauso viel kosten, wenn nicht sogar mehr.

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